Rückblick

Teilnehmer der TSG Rheda "Deutsches Turnfest 1953 in Hamburg"

Auf den alten Turnverein von 1861 und damit auf das Turnen geht alle sportliche Tradition in Rheda zurück und wenn gleich im ersten Jahr des Bestehens ein Gauturnfest ausgerichtet wurde, dann spricht das für sich. Mindestens acht Gauturnfeste sind in Rheda durchgeführt worden: 1862,1872,1882,1994,1901,1912,1925 und 1957. Möglicherweise waren es noch mehr, denn viele Unterlagen fehlen uns heute. Leider erzählen die vorhandenen Protokolle nur sehr wenig über die rein turnerischen Erfolge. Es steht aber fest, dass schon imvorigen Jahr-hundert schöne Siege bei Turnfesten verschiedenster Größenordnung errungen wurden.Es tauchten Namen von Wettkämpfern um die Jahrhundertwende auf. Da hatten die Rhedaraner bereits Klasseturner. An allererster Stelle muß dabei Salomon Goldschmidt genannt werden. Goldschmidt, ein äußerlich unscheinbarer kleiner Mann, hatte ein Spezial-gerät: das Reck, welches zu seiner Glanzzeit noch eine Holzstange hatte. Goldschmidt turnte auf kleinen Festen sensationell wirkende Schwierigkeiten und er galt für alle Experten als bester Reckturner Westfalens. Aber auch andere Rhedaraner wurden größe Könner. Wie eine Bombe schlug es im ganzen Turngau ein, als 1929 zunächst eine Gaumeisterschaft durch die Rhedaraner Riege in der Landesklasse errungen wurde. In den beiden folgenden Jahren starteten die Turner dann in der höchsten Klasse und   gewannen widerum vor so starken Vereinen wie Bielefelder TG 1848, Güthersloher TV, Herford, Minden etc. Das war vom Erfolg hergesehen die größte Zeit der Rhedaraner Turngeschichte. Die „Stars“ an den Geräten waren in diesem Zeitraum und teilweise bis in den letzten Weltkrieg hinein: Heinrich und Albert Kosfeld, Walter Friedrich, Erich Lütkemaas, Willy Kuhlmann, Fritz Rabe, Heinrich, Sandfort, Franz Wonnemann und Gerhard Steiling. Gerhard Steiling war in den dreißiger Jahren ein Mann von Spitzenklasse, der mehrfach zu repräsentativen Aufgaben herangezogen wurde und auch in der Westfalen-auswahl turnte. „Sein“ Gerät war das Seitpferd, das heute für viele Turner zur tückischen Stolperecke in Mehrkämpfen geworden ist.„Sein“ Gerät war das Seitpferd, das heute für viele Turner zur tückischen Stolperecke in Mehrkämpfen geworden ist. In der Turnhalle am Werl,dem heutigen Werlkönig,die das Turnen seit 1913 erst richtig auf Hochtouren brachte, herrschte ein geradezu unwahrscheinlicher Hochbetrieb. Der Andrang war vor allem bei den unteren Jahrgängen so stark, dass die Halle wegen Überfüllung geschlossenwerden musste. Auch eine sehr leistungsstarke Damenriege wurde aufgebaut. Für sie zeichnete sich Gustav Schildmann verantwortlich. Der Nachkriegsgeschichte im Rhedaraner Turnen aber drückte eine Frau ihren Stempel auf: Else Hoffmann, Rhedas ewig junge Turnmutti. Weil aber die „Vorkriegs.Kanonen“ nicht so mitzogen, wie es wünschensert gewesen wäre, gab es ein laufendes Auf und Ab. Aus den einst jungen Männern waren inzwischen von Terminen gejagte Handwerksmeister, Manager und Akkordarbeiter geworden. Vielleicht war in ihnen auch das einstige Feuer der inneren Begeisterung restlos ausgebrannt. Einige traten beim Deutschen Turnfest 1953 in Hamburg noch einmal an und kamen mit sieben Siegerkränzen heim. Turnfest-sieger waren Hilde Müller,Else Hoffmann, Heinrich Sandfort, Hans und Reiner Felchner, Gerhard Steiling und Franz Wonnemann, der von den „Alten“ der Treueste war.Der nächste Aufschwung setzte erst Anfang der Sechzigerjahre ein. Jugendturner waren zur Selbsthilfe geschritten. Allen voran Reiner Felchner, Werner Krawinkel und Hans Ruscheweyh. Die Jungen wurden Leiter und Aktive in einer Person. Sie resignierten nicht, obwohl sie so gerne ältere Turnbrüder als Berater bei sich gehabt hätten. Diese aber kamen über Versprechungen nicht heraus. Das istvielleicht das dunkelste Kapitel der Vereinsära. Trotzdem stieg die nun soblutjunge Abteilung in Größe und Breite wie Phönix aus der Asche.Großartige Veranstaltungen wurden in Rheda aufgezogen. Dabei zeigten sichReiner Felgner& Co als wahre Organisations-künstler. Den Gaukunstturnmeisterschaften folgten das westfälische Ausscheidungsturnen der Turnerinnenund 1961 die Westfälischen Kunstturnmeisterschaften mit den deutschen Turnassen Lyhs, Kloska, Narres, Schäfer usw.Filius Reiner Felchner trat dann1959 in die Fußstapfen von Papa Hans. Sein Idealismus kannte keine Grenzen, obwohl ihn das berufliche Streben starkAnspruch nahm.Reiner fand die Zeit, in der Nachbarschaft Vorturner auszubildenund Vereinen, in denen das Turnen völlig zu Erligen kam, wieder „auf die Beine“zu helfen. Zu diesem Zeitpunkt war Reiner gerade 22 Lenze alt. Wenn er sich ausschließlich seiner eigenen turnerischen Fortbildung gewidmet hätte, so wäre aus ihm sicher ein Kunstturner der Spitzenklasse geworden ! Beim 100 jährigen Jubiläum verzeichnet die Turnabteilung 237 Turner(innen).„Zukunftssorgen wird die Turnabteilung bei den Verantwortlichen WernerKrawinkel, Hans Ruscheweyh, Reinhard Kuhr, Sigrid Schmidt, Gunnar Hüllen,Ulrike Winkler, um nur einige Namen aus dem „Stab Felchner“ zu nennen, nichthaben“ so die Worte bei der Jubiläumsfeier. Um die Jüngsten kümmerte sich nach wie vor Else Hoffmann, bei der auch Petra Beckstett (heutige Abteilungsleiterin 2012) ihre ersten turnerischen Versuche mit weiteren 40 Mädchen, in der Werlturnhalle, machte. Bis 1975 waren dann verschiedene Übungsleiterinnen für diedamalige Breitensportabteilung tätig.